Das Bewerbungsgespräch mit Olivier zum Themenzyklus Organspende hat uns in eine Zeit versetzt, die die Kunst weniger als Selbstzweck, sondern mehr als Wegbegleitung nutzte. So haben wir verstehen können, warum es ihm ein Anliegen ist, den Mensch und seine Organe in den Mittelpunkt seiner Bildhauerei 2021 stellen zu wollen. Vor Kurzem sendete er uns eine Arbeit zum Thema als Vorschau auf seine mögliche Schaffenszeit bei Kunstliche Intelligenz.


Olivier Graine | Themenzyklus Organspende
Organspende als Thema für Kunst und in der Kunst verbinde ich persönlich mit der bedeutendsten Epoche der Kunst: die Renaissance (Wiedergeburt auf Deutsch), eine von Italien ausgehende kulturelle Bewegung in Europa im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, die gekennzeichnet ist durch eine Rückbesinnung auf Werte und Formen der griechisch-römischen Antike in Literatur, Philosophie, Wissenschaft und für deren Stil besonders in Kunst und Architektur.
Geprägt von Humanismus haben sich Künstler der Renaissance mit Menschlichkeit allgemein auseinander gesetzt; der menschliche Körper wurde gründlich anatomisch, seelisch und ästhetisch ’sesziert‘ – und auch dadurch entstanden die bedeutendsten Kunstwerke aller Zeiten, die wir seit Jahrhunderten und auch heute noch – mehr denn je – immer noch bewundern.

Von dieser Epoche bin persönlich sehr geprägt und deswegen auch die Idee, mich mit dem Thema Organspende in und mit meiner Kunst zu beschäftigen. Ich empfinde es als harmonisch, spannend und vor allem sinnvoll.
Mir geht es nicht darum, die Menschen zu belehren, oder – weil viel fataler, den Versuch zu unternehmen, sie davon zu überzeugen, Ihre Organe zu spenden: Mein Ziel und mein Wunsch ist es, das Thema Organspende sichtbar, fühlbar, greifbar zu machen, – in dem ich Skulpturen erschaffe – und diese in der Gesellschaft, temporär oder dauerhaft, implementiere.

Als Struktur meiner Kreationen wird die Geschichte der Organspende/Organtransplantation skulpturalisch interpretiert mit einem Fokus auf die philosophische Facetten Sterben, Erneuern (Renaissance), Leben und Wiedergeburt.
Ich werde kleine wunderschöne – im Sinne der ‚klassischen‘ Schönheit – Kunstwerke erschaffen, wobei ich Schönheit definiere durch zum Beispiel:
- Allegorien
- Porträts von einem Organspender, der Person, die die Organspende erhalten hat und auch beispielhaft eine Person aus dem Team, welches an dieser Transplantation beteiligt war
- Beide kombiniert
Diese Skulptur ‚Leben schenken‘ – eine Kreation in Gips, die ich speziell und exemplarisch für das Thema Organspende entworfen habe – ist eine Allegorie an die ‚Organspende‘, an das Leben und auch an die über den Tod hinausgehende Opferbereitschaft; sie kann in Bronze gegossen werden und in verschiedenen Formen und Foren errichtet werden: Brunnen, Denkmal, in und an verschiedenen Orten wie Institutionen, Kirchen, Gärten, Schulen und Krankenhäusern.