Leitartikel zum Themenzyklus ORGANSPENDE

Die Organspende
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2021 arbeiten wir am Themenzyklus ORGANSPENDE und nähern uns diesem Randbereich zwischen Leben und Tod auf künstlerischer Ebene.

Was das im Detail bedeutet, wissen wir zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht – einen Rundumblick erlauben wir uns dennoch. Zum Einen, um thematisch einen Roten Faden zu legen und wohl auch deshalb, um Ihnen als Kunstspender*innen schon im Vorfeld zeigen zu wollen, worum es geht und für was wir Ihr Geld gesellschaftlich anlegen.

Ein Organ zu spenden, kommt ja hier und da gewollt lebend vor. Vor allem die Niere eignet sich exzellent für den Transfer von einem Körper zu nächsten, während beide betroffenen Personen die Prozedur überleben – also im Idealfall. Und natürlich insofern auch nur mit einer bedeutenden Einschränkung. Wer eine Niere spendet, hat nur noch eine für sich selbst. Die reicht dann zwar für das normale Leben ohnehin, jedoch mit der organischen Redundanz ist es dann vorbei. Sollte diese eine letze Niere dann den Dienst versagen, hat man den Salat.

Warum es dennoch zu solchen Spenden kommt, liegt in großen Teilen auch daran, weil hier häufig im näheren Familienkreis gespendet wird und somit die Freude über das vermeintliche Glück der Verwandtschaft den Spender*innen gewichtiger vorkommt, als das eigene gesundheitliche Risiko der Operation und der Organspende selbst. Hier muss der Familienrat also mehrfach tagen, um die Gesamtsituation nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf sachlicher Ebene zu erörtern.

Der Organspendeausweis

Wenn es aber um die umgangssprachliche Organspende und einem Organspendeausweis geht, dann meinen wir eine Spende, zu der wir uns in Lebzeiten entscheiden und die erst im Falle des Todes zur Anwendung kommt. Und hier nimmt die Kontroverse auch schon ihren Lauf. Wann bin ich denn eigentlich tot? Werden mir vielleicht zu früh meine Organe weggeschnitten, nur weil ich gerade eine Atemaussetzer hatte?

Wir werden eine Teufel tun, hier Ihren genauen Todeszeitpunkt anzugeben. Das wäre unmoralisch und würde Ihnen vielleicht auch mehr zusetzen, als Ihnen wohlmöglich gerade bewusst ist. Und außerdem wissen wir ohnehin nicht, wann Ihre letzte Stunde geschlagen hat. Und das müssen wir auch gar nicht. Hierfür gibt es Ethikräte und Stiftungen und natürlich auch einen Eintrag bei Wikipedia. Da können Sie also in Ruhe schauen, wann Schluss mit Ihnen ist.

Leider werden Sie dort aber dann doch nicht alles nachlesen können, was Ihren Tod und Ihre Organspende betrifft. Der Tod stellt ja schließlich nicht nur faktische Komponenten zur Verfügung, sondern liefert auch eine Reihe von weichen Daten. Je nach Weltanschauung und religiöser Zugehörigkeit tritt der Tod ohnehin nicht bei jedem Menschen gleichermaßen ein. Was aber als Konsens gilt – wobei es sogar streng genommen hier auch noch latente Differenzen gibt – ist der Körper ab einer gewissen Zeit ohne Atmung und Gehirnaktivitäten dann wirklich zu nix mer zu gebrauchen. Er fängt an, stark zu riechen und auch sonnst verliert er jegliche Attraktivität, positiv wahrgenommen zu werden.

Ja und dann stellt sich nunmal die Frage, warum wir eigentlich nicht massenweise das kurze Zeitfenster nutzen, unsere Organe, die in wenigen Stunden ohnehin beginnen werden zu vergammeln, einer Person zu spenden, die damit ein vielleicht schönes Leben führen könnte. Nach dem Tod also leben schenken? Das ist doch erstmal ein schöner Gedanke, oder nicht?

Oder doch? Und wie? Oder was? Hier braucht es und hier schreit es nach einer künstlerischen Übersetzung in eine Sprache, die jede*r für sich am besten selbst versteht.

Wir laden also alle Geldspender*innen ein, unserer gemeinnützigen Organisation mit einer Geldspende zu bedenken, damit teilnehmende Künstler*innen sich dem Themenzyklus ORGANSPENDE annehmen zu können. Über den Fortschritt der Teilergebnisse und der Veröffentlichung der fertigen Arbeiten halten wir Sie sehr gerne in unserem Hörletter auf dem Laufenden.

Spenden Sie jetzt oder spenden Sie später! Hauptsache Sie sind dabei!