Karoline Gerhard | Themenzyklus ORGANSPENDE

Auch mit Karoline erweitern sich unsere künstlerischen Möglichkeiten, das Thema Organspende zu differenzieren. Ihre offene Bereitschaft zum inneren Dialog hat zu Zwischenergebnissen geführt, die das Ich und das Du einander näher bringen könnten. Kunstliche Intelligenz ist froh, einen ersten Einblick als Ausblick bekommen zu haben und auch das Lauschen mechanischer Klänge fügt sich gut in Ohr und Geist ein. Danke!

Karoline Gerhard

Liebes Du. Ich gebe dir mein Herz. Was passiert, wenn du mein Herz bekommst? Herzlichst Ich.

Karoline Gerhard | Themenzyklus ORGANSPENDE

In einer ‚naiven‘ und surrealen Herangehensweise möchte ich eine Art Nachlass einer Herz- Spender*in kreieren. Dieser stellt einen  künstlerischen Umgang dar, sich mit verschiedenen Aspekten des Themas Organspende auseinanderzusetzen.
Ein ‚Ich‘ spricht zu einem ‚Du‘, das eines Tages sein Herz transplantiert bekommen könnte. Was beschäftigt den/die Spender*in? Möchte der/die Empfänger*in überhaupt etwas von dem Menschen seines/ihres neuen Herzens wissen? Was löst es in uns aus, wenn ein bereits verstorbener Mensch zu uns spricht, und nur dessen Herz in jemandem weiterschlägt. Was könnte das Organ zu sagen haben?
Dieser Prozess könnte als eine Art Tagebuch visualisiert werden oder auch als ein Komplex an einzelnen Zeichnungen, Schriften, Audios etc., die gesammelt in einer Installation präsentiert werden. Es ist ein Ansatz einer künstlerischen Veranschaulichung der Beziehung zweier Menschen, die durch die Organspende über den Tod des einen hinaus in Verbindung treten. 

Im Arbeitsprozess wird sich die emotionale Auseinandersetzung weiterentwickeln, natürlichen Veränderungen unterworfen sein und sich damit der Komplexität des sensiblen Themas Organspende annähern.
Zudem geht es darum, einen emotionalen und ehrlichen Prozess entstehen zu lassen, der durch die Tagebuchform einen sehr privaten und menschlichen Ansatz bekommt. Die Materialien können stark variieren und in unterschiedlichen Weisen miteinander verbunden werden. Diese würden von der Fotografie und Zeichnung bis hin zu installativen Objekten und akustischen Ergänzungen reichen. 

Der Ausgangspunkt für diesen Ansatz ist mein Organspende Ausweis, den ich 2015 ausgefüllt habe. Durch Zufall habe ich ihn in meiner alten Geldbörse gefunden. Damals habe ich angekreuzt, dass mir nach meinem Tod Organe und Gewebe entnommen werden dürfen, mit der einen Ausnahme: mein Herz. Warum nicht mein Herz? Was verbinden wir mit unseren Herzen? Ist es der Ort für die Persönlichkeit, die Seele oder unserer Liebe?

Bereits damals habe ich wohl schon darüber nachgedacht, da ich im Nachtrag ‚Herz‘ durchgestrichen und „Ja, ich gestatte, dass {…} meinem Körper Organe und Gewebe entnommen werden.“ angekreuzt habe.